Von heiliger & weltlicher Erotik
Aus dem Vorwort zu "Shri Caitanya's Lehren"
von Shrila Bhaktisiddhanta Sarasvati Thakur
Deutsche Übersetzung von Brajendra-nandana-das
Das sexuelle Prinzip ist ein Missverstandenes Prinzip der [spirituellen] Realität. Es kann nicht weiter aus unserem Bewusstsein verbannt werden als das Bewusstsein selbst.
Die männlichen und weiblichen Formen gibt es nicht nur in dieser Welt. Es gibt auch eine Realität in denen sie gründen. Die Seele hat einen [spirituellen] Körper, der durch die weibliche Form symbolisiert wird, und der vollkommen frei von jeglicher verderblicher, materieller Gemeinschaft ist. Die Abneigung des Asketen gegenüber der weiblichen Form verhindert eine unvoreingenommene Untersuchung der Weiblichkeit, die einen notwendigen Bestandteil unseres Konzepts von amouröser Liebe darstellt. Diese amouröse Liebe ist der höchste Gegenstand menschlicher Poesie und der mächtigste Faktor in allen menschlichen Aktivitäten. Ihre Nutzlosigkeit lässt sich nicht begründen, indem man sich weigert sie als einen Teil unserer Natur anzuerkennen. Es wäre viel zweckmäßiger, zu versuchen zu verstehen, was sie wirklich ist.
Das Shrimad Bhagavatam ist das einzige Buch, welches diese wichtigste aller Fragen beantwortet. Die Verehrung von , wird von einigen modernen Denkern als gefährlich und sogar unmoralisch angesehen. Sie nehmen scheinbar Anstoß am erotischen Element, welches der vorherrschende Aspekt der höchsten Verehrung von Shri Radha-Krishna ist. Shri Caitanya Mahaprabhu lehrt uns, dass es für jedermann unausweichlich ist, der spirituellen Liebschaft zu huldigen, welche den höchsten Dienst der Göttlichen Person charakterisiert. Dies ist das zentrale Thema des Shrimad Bhagavatam, das sich mit dem transzendentalen Dienst des Persönlichen Absoluten befasst.
Spirituelle Liebschaft ist der höchste Dienst zur Göttlichkeit in seiner vollkommensten Manifestation. Die wahre Natur Göttlicher Persönlichkeit wird von jenen, die unfähig sind die herausragende Exzellenz Seines Dienstes in amouröser Liebe wertzuschätzen, niemals vollkommen verstanden werden können. Das Konzept von Persönlichkeit, dass uns in dieser Welt zur Verfügung steht, bezieht sich gezwungener Maßen auf die grobstoffliche menschliche Statur, verbunden mit konventionserfüllter, menschlicher Mentalität. Diese beiden sind die definitiven Bestandteile des Konzepts. Die Funktionen solcher Persönlichkeit können nur bedeutsam sein, wenn sie die Bedürfnisse von Körper und Geist bereitstellen.
Der Mensch ist mit den Wesen dieser Welt, für die Zufriedenstellung der Bedürfnisse seines Körpers und Geistes, durch fünf Arten von Beziehungen verbunden. Diese fünf Tonarten durchziehen alle möglichen Formen solcher Beziehungen. Eine Person mag in Beziehung der Unparteilichkeit zu anderen menschlichen Wesen stehen, die gefühlsmäßigen Beziehungen jedoch, kann man sagen, beginnen mit der Beziehung eines Dieners für seinen Herrn. Diese ist charakterisiert durch das Gefühl distanzierten Respekts für den Herrn. Die Beziehung der Freundschaft ist vertrauter als die der Dienerschaft. Elternschaft ist noch inniger. Vermählung wie die einer Frau oder Geliebten zu ihrem Mann oder Geliebten ist die vertrauteste und umfassendste Form der Beziehung, die mit einem anderen Lebewesen möglich ist. Die Kette der Beziehungen ist vollständig, durch die wechselseitigen Beziehungen des Herrn zum Diener, Freundes zum Freund, Kindes zu den Eltern, Mann oder Liebhabers zur Frau oder Geliebten.
Es gibt keinen Grund zu glauben, dass die fünf Formen der Beziehung nicht ebenfalls untrennbare Begleiterscheinungen der Persönlichkeit des Absoluten Wesens sind. Sie sind jedoch frei von den Fesseln des grobstofflichen Körpers und materiellen Geistes. Die Liebschaft, wie die einer Frau oder Geliebten dieser Welt, ist nicht in der Lage aus sich selbst heraus die Grundlage für andere Beziehungen zu bilden. Weltliche Liebschaft ist dazu verurteilt, zumindest nach außen hin, in den höchst privaten Bereich der Angelegenheiten dieser Welt zurückzuweichen. Es ist nicht erwünscht, dass sie andere Aktivitäten sichtbar beeinflussen möge. Sie kann sich offen, nur in den Grenzen höchster Privatsphäre zeigen.
Der Liebschaft wird trotz allem zuerkannt, dem Leben seine tiefste Anziehungskraft zu verleihen, welches ohne diese Art von Beziehung nicht lebenswert wäre. Jedermann in dieser Welt, ist jedoch mehr oder weniger gezwungen, das Wirken dieses, zugegebener Maßen tiefsten Prinzips, seiner individuellen Natur zu unterdrücken. Dies geschieht in Anbetracht der Opposition der unerfreulichen Umwelt, in Form von fehlerhaften Organen, durch welche es ausgelebt werden muss. Doch dies vermag das Prinzip als solches, das die beherrschende Kraft des Lebens selbst ist, nicht zu verdammen. Es wirkt mit nicht geringerer Vorherrschaft, aber mit weniger Last zur Verantwortung, da es durch den blinden Widerstand einer wenig mitfühlenden Umwelt und grobstofflichen Sinnesorganen unter die Oberfläche verbannt wurde.
Sollten wir uns vorsätzlich den Nutzen, geistigen Rates wohlbedachter Meinung, in dieser höchst lebendigen und wichtigsten Frage des Lebens versagen? All die großen Religionen vermeiden diesen Rat skrupellos und verbieten jegliche Untersuchung dieses außerordentlich wichtigen Themas. Die Verehrung von Shri Radha-Krishna ist die einzige Ausnahme von dieser Regel.
Die Verehrung von wurde zum Gegenstand vieler leicht vermeidbarer Missverständnisse, geboren aus blanker Ignoranz und schnell willkommen geheißenen Vorurteilen. Die Persönlichkeit Shri Krishnas, dem Ewigen Göttlichen Liebhaber von Shri Radhika, ist das führende, spirituelle männliche Wesen von Vraja, welches das Ewige Reich des Göttlichen Paares ist, wie es im Shrimad Bhagavatam beschrieben wird. Dies wird von einigen als ein unwürdiges Konzept der Absoluten Persönlichkeit, und sogar als das Überbleibsel und als historischer Mythos eines Nationalhelden, aus Zeiten promiskuitiver Sexualität und primitivem Barbarismus angesehen.
Feindseligkeit zur Göttlichkeit von Shri Krishna wird auf der Grundlage aufrechterhalten, dass Moralität den Kern und das durchdringende Prinzip der Religion darstellen solle. Wir sollten jedoch nicht vergessen, dass diese gepriesene Moralität bestenfalls ein regulierendes und einschränkendes Prinzip ist. Wir sind so sehr mit dieser unentbehrlichen Natur moralischer Regulierung verwachsen, dass es einer nicht geringen Anstrengung der Vorstellung bedarf, zuzugeben, dass moralische Intervention ungewollt und schädlich wäre, wenn sie sich nicht auf die tatsächlich fehlerhafte Natur unserer jetzigen Umwelt und Sinnesorgane bezöge.
Es wäre unvernünftig, moralische Regulierungen zurückzuweisen, solange wir noch in unser, jetzigen fehlerhaften Natur gefangen sind. Mit Sicherheit aber muss es eine Ebene geben, die frei von allen Fehlern ist, welche die natürliche, ewige Sphäre der Aktivitäten unserer unverfälschten spirituellen Natur ist. Die Ebene der Göttlichkeit ist jener unserer bedingten Seelen übergeordnet. In der spirituellen Welt, wo die Seele nicht der begrenzenden Funktionsweise seiner derzeitigen materiellen und mentalen Anhängsel untersteht, bedarf es keiner einschränkenden Moral Prinzipien. Das moralische Prinzip setzt voraus, eine starke und spontane Neigung zum Bösen sei der menschlichen Natur angeboren. Das Gute in dieser Welt steht in einem ewigen Konflikt mit dem dominierenden Bösen. Moralische Regulierung wird somit zum unbedingt erforderlichen und permanenten äußeren Ausdruck des unterdrückten guten Lebens.
Bei genauerer Betrachtung aber entdecken wir, dass moralisches Urteilen nur aus einer abgemilderten Form des Bösen besteht, das es angeblich auszumerzen versucht. Es setzt sich nicht ein für das wesentliche Gute. Was von der Moral als Güte bezeichnet wird, ist nur ein relatives und vorläufig geringeres Übel. Das wesentliche Gute ist eine offene Frage geblieben und wird es auch immer bleiben, wenn wir uns damit zufrieden geben, uns letztlich von einem rein restriktiven Moralkodex leiten zu lassen. Die oben erwähnte Schwierigkeit und Unzulänglichkeit des unmoralischen Kodex wird von jeder ernsthaft praktizierenden Person deutlich verwirklicht. Solch ein Kodex kann niemals in sich selbst gut sein. Empirische Moralität, als Synthese, ist ein Vertreter des Zweckdenkens für die Einführung einer bestimmten radikal fehlerhaften Art sozialen Lebens.
Behindert nicht die Existenz positiver Regulierung das Ausüben wahrer Güte? Die Güte, die durch sogenannte moralische Regulierung hervorgebracht werden kann, ist im wesentlichen nicht verschieden von Verderbtheit.
Es ist wesentlich, unsere Aufmerksamkeit auf dieses positive Thema zu richten. Ist der Akt der Zeugung von Nachkommen gut oder schlecht? Ist Liebschaft zu verurteilen oder anzuerkennen? Kann ein fragwürdiges Prinzip blinder Regulierung die Antwort auf diese wirklichen Probleme des Lebens liefern?
Liebschaft ist ein harter Fakt des Lebens. Sie ist vielleicht die kontrollierende Sache schlechthin. Warum sollte sie in der Lage sein Schaden anzurichten? Oder sollte sie aufgrund unseres unpassenden Charakters und unserer derzeitigen Organe und Umwelt reguliert werden? Kann eine Politik der Unterdrückung eines wahrhaft guten Prinzips auf die Dauer gesund sein? Läuft dies nicht darauf hinaus, abzulehnen, über die rechte Lösung nachzudenken? Wäre es ehrlich oder hilfreich, um dieser kriminellen Trägheit ihren Willen zu lassen, jene mundtot zu machen, die gute Vorschlage für die wahre Lösung vorlegen.
Wahrlich, die Religionen haben es systematisch vermieden konstruktiv über dieses fundamentale Thema nachzusinnen. Sie haben nur Regulierungen des bestehenden unmoralischen Lebens verschrieben, welches von der unerfreulichen Natur der derzeitigen Umwelt und der fehlerhaften Wesensart unseres Verstandes und Körpers hervorgebracht wurde. Es ist noch nicht einmal negative Hilfe, wenn dies die einzige Vorkehrung ist. Die Krankheit wurde festgestellt, aber es wurde keine Anstrengung zu ihrer Heilung unternommen. Doch Krankheit kann nicht durch eine Vorgehensweise geheilt werden, die es Prinzipiell ablehnt, die Wiederherstellung gesunder Aktivität zu bedenken.
Die Frage löst sich somit in eine Fragestellung auf, „Wie kann der vollste natürliche Nutzen aus dieser amourösen Begabung gezogen werden?“ Die Ästhetik gibt darauf keine Antwort. Die Ästhetik kann die wirklich schädliche Seite des weltlichen Prinzips, welches das einzige Ziel ihrer Untersuchung ist, weder überwachen noch heilen. Die ethische Antwort, die auf gewisse Weise mehr den Kern trifft, wurde betrachtet und zurückgewiesen.
Medizinische Wissenschaft, Biologie und Eugenik beschränken sich auf die körperlichen Auswirkungen der Liebschaft und deren Auswirkungen auf den Geist. Auch decken sie weitaus weniger Bereiche ab als die Ethik.
Die positive Antwort zu diesem gesamten Thema wird nur vom Shrimad Bhagavatam gegeben. Dies wurde von Shri Krishna Caitanya akzeptiert und erklärt. Die Antwort die durch die Lehren von Shri Krishna Caitanya erhellt wird, ist durch seine eigene beispielhafte Laufbahn vor Fehlinterpretationen beschützt. Jeder der sich die Mühe gemacht hat, die Aufzeichnungen des Werdegangs von Shri Krishna Caitanya zu lesen, die von seinen Gefährten und Nachfolgern verfasst wurden, muss über die totale Abwesenheit des erotischen Elements in seinem Leben höchst erstaunt sein. Shri Krishna Caitanya umgab sich nie mit Frauen auf der Basis sexueller Intimität. Sein Lebenslauf stellt eine Enttäuschung für all jene dar, die sich eine Reiche Beute erotischer Aktivitäten zu finden erhoffen, denn er war der erhabenste Lehrer des liebevollen Dienstes der Göttlichkeit.
In unserem gegenwärtigen sündvollen Zustand, gibt uns Sexualität ein Gefühl der Unreinheit, da unser momentanes Selbst sinnenhaft ist. Das Gefühl der Unreinheit ist in Wahrheit nichts als die Unpässlichkeit jedweder materiellen, begrenzten, unbewussten Substanz mit der Natur der menschlichen Seele. Wir sind nicht auf der gleichen Ebene mit dem Ziel unserer Gedanken, sondern sind auf eine höchst unnatürliche Weise an sie gekettet.
Dieses Begehren ist das Gefühl der Unreinheit oder Abneigung. So lange wie wir also mit einem begehrenden Auge auf die Sexualität schauen, können wir nicht anders darüber denken. Dieses Begehren aber ist auch Teil unserer derzeitigen angeeigneten Natur und kann uns nicht verlassen, bis wir in der Lage sind uns von dieser zweiten Natur als solches zu befreien. Mit dieser Reformation der Natur unterläuft auch unsere Beziehung zum Prinzip der Sexualität eine vollkommene Transformation, die jedoch, für unser jetziges Fassungsvermögen sonst nicht zu begreifen ist. Die Beziehung der weiblichen Form der menschlichen Seele und Shri Krishna ist nicht die Beziehung zwischen der materiellen weiblichen Form und ihrer entsprechenden männlichen Form. Die amourösen Spiele von Shri Krishna mit den spirituellen Milchmädchen von Vraja sind nicht die amourösen Spiele zwischen Männern und Frauen dieser Welt. Die amourösen Abenteuer von Shri Krishna sind keine Erfindung eines wildgewordenen Geistes eines Genussmenschen. Die Liebschaften dieser Welt könnten nicht existieren, wenn das grundlegende Prinzip nicht in Shri Krishna existierte. Doch niemand verneint die Existenz und Wichtigkeit des Prinzips der Liebschaft im Reich des Absoluten in seiner vollkommen mustergültigen Form.
Da wir die weibliche Form der Seele für materiell erachten, sind wir schockiert über das, was wir für schamlose sinnliche Vorlieben der Transzendentalisten halten. Dies bleibt so lange unvermeidlich, wie wir uns vorsätzlich entscheiden den Fehler zu nähren, dass der Sex unserer Erfahrung die wahre Wesenheit sei und nicht seine pervertierte Wiederspiegelung. Dies bleibt so lange unvermeidlich, wie wir uns einbilden, wir hätten das Problem der Sexualität gelöst indem wir unsere sinnlichen Aktivitäten vom Körper auf den Geist verlagern und die Exzesse des äußerlichen sexuellen Akts ohne schlüssiges Prinzip als unrein verdammen. Solch stümperhafte Philosophie hat noch nie jemanden zu beschränken vermocht und wird niemals jemanden von der wahren Natur und Zweck des sexuellen Akts überzeugen. Dem ist so, da der sexuelle Akt die äußere Begleiterscheinung der höchsten spirituellen Funktion in dieser sündvollen Welt ist, die niemals durch unsere empirischen Bemühungen minimiert oder abgeschafft werden kann. Das richtige Verständnis allein kann uns vor den schrecklichen Konsequenzen unserer derzeitigen selbstmörderischen sexuellen Ausschweifungen bewahren.
Die Person Shri Caitanya Mahaprabhu ist identisch mit Shri Krishna und doch unterscheidet sie sich von Ihm. Die Aktivitäten von Shri Caitanya Mahaprabhu sind deshalb, ebenfalls identisch und doch verschieden von den amourösen Spielen Shri Krishnas. Die Aktivitäten von Shri Caitanya Mahaprabhu erscheinen in einer Form die von den bedingten Seelen angenommen werden kann ohne dass sie von ihrem bedingten Urteilsvermögen verdreht werden könnte.
Das perfekte Chanten des Namens von Krishna ist allen Seelen zugänglich, und es ist identisch mit dem amourösen Dienst der spirituellen Milchmädchen von Vraja. Dies ist das Kernstück der Lehren von Shri Caitanya Mahaprabhu. Auf der anderen Seite sind jene, die nicht das gemeinsame Chanten des Namens von Krishna praktizieren, ohne dabei Vergehen zu verüben, nicht in der Lage die Natur Göttlicher Liebe zu verwirklichen.
Jene die keine solchen Verwirklichlungen haben bleiben dem elenden Sklaventum der weltlichen Lust unterworfen. Shri Radhika wird im Shrimad-Bhagavatam nicht direkt erwähnt. Doch in der Beschreibung des Kreisförmigen-Liebestanzes, den Rasa-Tanz Spielen, wird beschrieben, wie Shri Krishna den Kreis der tanzen Milchmädchen in Gemeinschaft einer Geliebten verlässt, die Ihm wichtiger ist als alle anderen. Die Milchmädchen, die somit auf abrupte Weise inmitten des Tanzes verlassen worden waren, priesen die aufrichtige Hingabe der namenlosen Geliebten, die Shri Krishna dazu bringen konnte, die Gemeinschaft mit Ihr allein, den gemeinsamen Anziehungen aller anderen vorzuziehen.
Doch obwohl das Shrimad-Bhagavatam die zuvor beschriebene Begebenheit erwähnt, wird das Thema in diesem Werk nicht weiter ausgeführt. Die Gosvamis von Vrindavana, die Apostel Shri Caitanya Mahaprabhus erklärten, dass dies von Shri Shukadeva, dem Sprecher des Shrimad-Bhagavatams, mit dem Hintergedanken getan worden war, um vor seiner buntgemischten Zuhörerschaft nicht die ´versteckten Themen´ der Schriften auszuschütten. Die ´versteckten Themen´ können nur durch die besondere Gnade von Shri Krishna erkannt werden und sonst nicht. Sie sind nicht dazu gedacht, allen ohne Unterscheidungen zu treffen, preisgegeben zu werden.
Diese Erläuterung, welche von den Gosvamis gegeben wurde, ist der offenen Behandlung des gleichen Themas durch Shri Jayadeva Gosvami und anderen Autoren nicht entgegengesetzt. Trotz der Shri Gita-Govinda und ihr ähnlichen Werken, bleibt das Thema, der Beziehung von Shri Radhika zu Shri Krishna verschleiert in einem undurchdringlichen Mysterium. Keine Sprache kann dem Hilfsdiakon etwas anderes als eine fehlleitende Idee der Natur des Themas, über welches Shri Shukadeva ein solch taktvolles Schweigen bewahrte geben.
Das Resultat wird von Shrila Krishnadasa Kaviraja Gosvami, dem Autor des Shri Caitanya-Caritamrita mit unmissverständlicher Freude gepriesen. Kaviraja Gosvami bemerkt sehr passend, dass nichts die Freude des Erzählers, des versteckten Sachgebiets übertreffen kann, wenn er realisiert, dass unqualifizierte Personen vollkommen und automatisch von allem Wissen über dieses Thema ausgeschlossen sind.
Shri Shukadevas Zögern die Geheimnisse der Veden preiszugeben ist wohl begründet.
Die Vorgehensweise von Shri Jayadeva Gosvami, ohne Vorbehalte zu sprechen, ist ebenso in Ordnung, wenn wir uns entsinnen, dass sein Buch von jenen, die in der höchsten spirituellen Kultur nicht bewandert sind, überhaupt nicht verstanden werden kann. Gewisse unkritische Schreiber haben den Autor der Shri Gita-Govinda sogar in den Schmutz gezogen; doch dies ist eher die Ausnahme. Für gewöhnlich haben die Schriftsteller es für schlauer gehalten, allen Bezug zu diesem Thema zu vermeiden, da sie nicht begreifen konnten, wie ein Buch, dass ein höchst obszönes Äußeres aufweist, von allen großen Gottgeweihten des Landes, deren Verhalten von allen, als frei von aller Anstößigkeit angesehen wurde, in großer Ehre gehalten werden konnte. Es ist dieses Paradoxon, welches in Bezug auf den Umgang mit diesem unbegreiflichen Thema, immer einen heilsamen bändigenden Einfluss auf die vernünftigeren Schriftsteller ausgeübt hat.
Shri Radhika kann als das ergänzende Ganze des Persönlichen Absoluten verwirklicht werden. Sie ist die Beherrschte Hälfte des Absoluten Ganzen. In Bezug auf Shri Radhika, ist Shri Krishna die Beherrschende Hälfte. Das Konzept von männlich und weiblich bezieht sich auf Persönlichkeit. Da beide Persönlichkeiten vollkommen göttlich sind, braucht keine Körperlichkeit oder Unzulänglichkeit der dazu gehörigen weltlichen Konzepte in dieses Thema herein getragen werden. Unter dem Vorbehalt der Unfassbarkeit durch unser derzeitiges Begriffsvermögen ist es dennoch geboten die absolute logische Stichhaltigkeit vom Konzept, dass das Göttliche Paar tatsächlich männliche und weibliche spirituelle Formen besitzt einzugestehen.
Die individuellen Seelen dienen Shri Krishna als Bestandteile von Shri Radhika. Wenn Sie vergessen, dass sie Bestandteile von Shri Radhika sind, vergessen sie die Natur ihres eigenen Selbst, und beschäftigen sich in den abnormalen Aktivitäten der weltlichen Existenzebene. Die Beziehung zwischen einer individuellen Seele und einer anderen ist jene des gegenseitigen Gehorsams als Bestandteile von Shri Radhika, in der Ausführung des ihnen zugewiesenen Dienstes zu Shri Krishna. Um eine weltliche Analogie zu bemühen, sind alle individuellen Seelen spirituell weibliche Wesen in einer untergeordneten Position zu Shri Radhika, deren Dienst, zu Shri Krishna sie durch ihre Natur als ihre Bestandteile teilen. Das Ziel der Bemühungen der individuellen Seelen ist zu lernen Shri Radhika zu gehorchen. Nur durch Gehorsam zu Shri Radhika können sie Shri Krishna dienen.
Shri Krishna ist das einzige Ziel aller Verehrung. Shri Krishna allein ist der Empfänger allen Dienstes. Keine individuelle Seele kann aus sich heraus oder für eine andere individuelle Seele der Empfänger irgendeines Dienstes sein. Dies weist auf die wahre Wichtigkeit der Unterweisungen der Schriften hin, sich von sexueller Aktivität zurück zu halten und die Gemeinschaft aller sinnlichen Personen zu meiden, um sich für den Dienst zu Shri Krishna auf der spirituellen Ebene zu qualifizieren. Keine Idee der positiven Natur, der Funktion der höheren Ebene, bezüglich der sexuellen Aktivität dieser Welt kann jenen vermittelt werden, die nicht vollkommen frei von der Krankheit des weltlichen sexuellen Gelüstes sind. Es ist aus diesem Grunde anzuraten, sich von allen empirischen Studien, der Beschreibungen der amourösen Aktivitäten der Göttlichkeit fern zu halten, bis man tatsächlich, durch den vorbereitenden Dienst zu Shri Krishna unter der Anleitung eines echten spirituellen Meisters, von aller weltlichen Leidenschaft befreit wurde.