Das Hare Kṛṣṇa-Mantra, auch ehrfurchtsvoll als "Maha-Mantra" ("Großes Mantra") bezeichnet, ist ein aus 16 Worten bestehendes Vaishnava-Mantra. Es erschien erstmals in der Kali-Santarana Upanishad und gewann seit dem 15. Jahrhundert an Bedeutung in der Bhakti-Bewegung, die den Lehren von Sri Caitanya Mahaprabhu folgt.
Das Hare Krishna-Mantra ist aus drei Sanskrit-Namen in der Anrufungsform (Vokativ) zusammengesetzt: Hare, Kṛṣṇa und Rāma. "Hare" kann entweder als die Anrufungsform von Hari, einem anderen Namen von Vishnu mit der Bedeutung "Der die Illusion beseitigt", oder als die Anrufungsform von Hara, einem Namen von Radha, Krishnas ewiger Gefährtin oder Shakti, interpretiert werden.
A. C. Bhaktivedanta Swami Prabhupāda zufolge bezieht sich Hara auf die "Energie Gottes", während sich Krishna und Rama auf Gott selber beziehen und "Der All-Anziehende" und "Die Quelle aller Freude" bedeuten. Rama kann sich auf Ramachandra oder auf Krishna als Radha-Raman beziehen, einen anderen Namen von Krishna mit der Bedeutung Geliebter Radhas.
In der Hymne Vishnu Sahasranama, die von Bhishma zur Verherrlichung Krishnas nach der Schlacht von Kurukshetra gesprochen wurde, wird Krishna ebenfalls Rama genannt. Rama kann auch eine Kurzform von Balarama sein, Krishnas erster Erweiterung.
Das Hare Kṛṣṇa-Mantra wird beim Chanten wiederholt, entweder laut hörbar (kirtan), leise zu sich selber (japa), oder innerlich, lautlos im Geiste (manasa-japa). A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupāda beschreibt die Vorgehensweise zum Chanten des Maha-Mantras wie folgt:
"...Diese einfachste Methode der Meditation ist für das gegenwärtige Zeitalter empfohlen. Auch durch praktische Erfahrung können wir sehen, daß man durch das Chanten des maha-mantra oder des großen Gesanges zur Befreiung sogleich eine transzendentale Ekstase verspüren kann, die aus dem spirituellen Bereich herabkommt..."
Srila Prabhupada: Chante und sei glücklich!
"Die transzendentale Schwingung, die durch das Chanten von Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare, Hare Rama Hare Rama, Rama Rama Hare Hare entsteht, ist die erhabene Methode, unser transzendentales Bewußtsein wiederzubeleben. Als lebendige spirituelle Seelen sind wir alle ursprünglich Krishna-bewußte Wesen, doch durch unsere Gemeinschaft mit der Materie, die seit unvordenklicher Zeit besteht, ist unser Bewußtsein jetzt durch die materielle Atmosphäre verschmutzt.
Die materielle Atmosphäre, in der wir gegenwärtig leben, wird als maya oder Illusion bezeichnet. Maya bedeutet "das, was nicht ist". Und was ist diese Illusion? Die Illusion ist, daß wir alle versuchen, Herren der materiellen Natur zu sein, während wir uns in Wirklichkeit in der Gewalt ihrer strengen Gesetze befinden.
Wenn ein Diener künstlich versucht, den allmächtigen Meister nachzuahmen, sagt man von ihm, er sei in Illusion. In dieser verunreinigten Lebensauffassung versuchen wir alle die Schätze der materiellen Natur auszubeuten, doch in Wirklichkeit werden wir mehr und mehr in ihre Komplexität verstrickt. Obwohl wir daher schwer kämpfen, um die materielle Natur zu bezwingen, werden wir mehr und mehr von ihr abhängig. Dieser illusorische Kampf gegen die materielle Natur kann sogleich beendet werden, wenn wir unser Krishna-Bewußtsein wiederbeleben.
Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare ist der transzendentale Vorgang, dieses ursprüngliche Bewußtsein wiederzubeleben. Indem wir diese transzendentale Schwingung chanten, können wir alle unheilbringenden Dinge in unserem Herzen fortwaschen. Das Grundprinzip all dieser unglückbringenden Dinge ist das falsche Bewußtsein, daß ich der Herr all dessen bin, was ich sehe.
Krishna-Bewußtsein ist keine künstliche Beeinflussung des Verstandes (Geistes). Dieses Bewußtsein ist die ursprüngliche natürliche Energie des Lebewesens. Wenn wir diese transzendentale Schwingung hören, wird dieses Bewußtsein wiederbelebt.
Diese einfachste Methode der Meditation ist für das gegenwärtige Zeitalter empfohlen. Auch durch praktische Erfahrung können wir sehen, daß man durch das Chanten des maha-mantra oder des großen Gesanges zur Befreiung sogleich eine transzendentale Ekstase verspüren kann, die von der spirituellen Ebene herabkommt.
Im materiellen Bewußtsein sind wir eifrig darum bemüht, unsere Sinne zu befriedigen, so als befänden wir uns auf der niederen, tierischen Stufe. Wenn man ein wenig über der Stufe der Sinnenbefriedigung steht, befaßt man sich mit gedanklicher Spekulation, um aus dem materiellen Gefängnis herauszukommen. Ein wenig über dieser spekulativen Stufe, wenn man intelligent genug ist, versucht man, die höchste Ursache aller Ursachen - innerhalb und außerhalb aller Dinge - herauszufinden. Und wenn man tatsächlich die Ebene spirituellen Verständnisses erreicht, nachdem man die Stufen von Sinnlichkeit sowie mentaler und intellektueller Spekulation hinter sich gelassen hat, befindet man sich auf der transzendentalen Ebene.
Das Chanten (Rezitieren) des Hare-Krishna-mantra kommt direkt von der spirituellen Ebene und übertrifft alle unteren Bewußtseinsstufen, nämlich die sinnliche, die gedankliche und die intellektuelle. Es ist daher nicht notwendig, die Sprache des mantra zu verstehen, noch bedarf es gedanklicher Spekulation, noch irgendeiner intellektuellen Überlegung, um diesen maha-mantra zu chanten. Es entspringt automatisch von der spirituellen Ebene, und daher kann jeder an dieser transzendentalen Klangschwingung teilhaben, ohne vorher irgendeine Qualifikation mitzubringen, und dazu in Ekstase tanzen. Auf einer fortgeschrittenen Stufe wird natürlich erwartet, daß man kraft spirituellen Verständnisses keine Vergehen begeht.
Am Anfang mögen sich nicht alle transzendentalen Ekstasen, die acht an der Zahl sind, manifestieren. Es sind dies: (1) Erstarren, als sei man stumm, (2) Schweißausbruch, (3) Sichaufrichten der Körperhaare, (4) Brechen der Stimme, (5) Zittern, (6) Wechsel der Körperfarbe, (7) Weinen in Ekstase und (8) Trance. Aber es besteht kein Zweifel darüber, daß man sogleich auf die spirituelle Ebene gelangt, wenn man eine Weile chantet. Das erste Merkmal hierfür ist, daß man den Drang hat, zum Chanten des mantra zu tanzen. Wir haben dies praktisch gesehen. Sogar ein Kind kann an dem Chanten und Tanzen teilnehmen oder selbst ein Hund.
Natürlich dauert es bei jemandem, der zu stark in das materielle Leben verstrickt ist, ein wenig länger, auf diese Stufe zu kommen; doch selbst solch ein materiell verunreinigter Mensch wird sehr schnell auf die spirituelle Ebene erhoben.
Wenn das mantra von einem reinen Geweihten des Herren in Liebe gechantet wird, hat es auf die Hörer die größte Wirkung, und daher sollte dieses Chanten von den Lippen eines reinen Geweihten des Helm gehört werden, so daß eine sofortige Wirkung erzielt werden kann. Soweit wie möglich sollte man das Chanten von den Lippen Nichtgottgeweihter vermeiden. Milch, die von den Lippen einer Schlange berührt wurde, hat eine vergiftende Wirkung.
Das Wort Hara ist eine Anredeform der Energie des Herrn, und die Worte Krishna und Rama sind Anredeformen des Herrn Selbst. Sowohl Krishna, als auch Rama bedeuteten "die höchste Freude", und Hara ist die höchste Freudenenergie des Herrn, die sich im Vokativ zu Hare verändert. Die höchste Freudenenergie des Herrn hilft uns, den Herrn zu erreichen.
Die materielle Energie, maya genannt, ist ebenfalls eine der vielen Energien des Herrn, und wir, die Lebewesen, sind ebenfalls eine Energie, nämlich die marginale Energie des Herrn. Die Lebewesen sind der materiellen Energie übergeordnet. Wenn die höhere Energie mit der niederen Energie in Berührung ist, entsteht eine unvereinbare Situation; doch wenn die höhere marginale Energie mit der höheren spirituellen Energie, Hara in Verbindung ist, befindet sie sich in ihrem glücklichen, normalen Zustand.
Diese drei Wörter, nämlich Hare, Krishna und Rama, sind die transzendentalen Samen des maha-mantra. Das Chanten ist ein spiritueller Hilferuf an den Herrn und Seine Energie, die bedingte Seele zu beschützen. Dieses Chanten ist genau wie das unverfälschte Weinen eines Kindes nach seiner Mutter.
Mutter Hara hilft dem Gottgeweihten, die Gnade des höchsten Vaters, Hari oder Krishna, zu erreichen, und der Herr offenbart sich dem Gottgeweihten, der diesen mantra aufrichtig chantet.
Kein anderes Mittel spiritueller Erkenntnis ist in diesem Zeitalter des Streites und der Heuchelei so wirksam wie das Chanten des maha-mantra:
हरे कृष्ण हरे कृष्ण कृष्ण कृष्ण हरे हरे
हरे राम हरे राम राम राम हरे हरे
Hare Kṛṣṇa Hare Kṛṣṇa Kṛṣṇa Kṛṣṇa Hare Hare
Hare Rāma Hare Rāma Rāma Rāma Hare Hare
Hare Krishna, Hare Krishna, Krishna Krishna, Hare Hare
Hare Rama, Hare Rama, Rama Rama, Hare Hare
Das Wort Mantra setzt sich aus den beiden Silben man und tra zusammen, die von manas und trajate abgeleitet sind, was so viel wie Geist und befreiend bedeutet. Ein Mantra ist also eine (spirituelle) Klangschwingung, die den (materiell verschmutzten) Geist befreit.
Um sich im Spiegel so zu sehen, wie man wirklich ist, muß dieser vom Staub befreit sein. Ein staubiger Spiegel hat keine Reflektionseigenschaften. In ähnlicher Weise verhält es sich mit unseren Verstand (Geist), von welchem man sagt, er sei der Spiegel der Seele.
Um also die Seele durch den Verstand (Geist) wahrzunehmen, muß dieser vorher gereinigt werden. Die materiellen Verschmutzungen des Verstandes werden durch das Mantra beseitigt, so daß sich dann die Seele im Geist widerspiegeln kann.
Mantras sind Klangschwingungen, die uns mit einer höheren spirituellen Wirklichkeit verbinden. Selbsterkenntnis und Gottesverwirklichung ist daher das eigentliche Ziel der Mantra-Rezitation.
Ein Mantra (spirituelle Klangschwingung) besitzt genau diese Kraft, nämlich den Geist aus den materiellen Dualitäten zu befreien und das Bewußtsein auf die Gegenwart Gottes im Herzen zu richten. Das ist die direkte Bedeutung des Wortes Mantra.
Beim Chanten (Singen, Rezitieren) von Mantras (spirituelle Klangschwingungen) wird das Bewußtsein gereinigt, so dass man das wahre innere Selbst erkennen kann.
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Anmerkung Śrīla Prabhupādas über das Chanten des Hare Kṛṣṇa Mantras:
"Vor Gericht bringen zwei Anwälte ihre sachdienlichen Argumente vor, die den autorisierten Gesetzesbüchern entnommen sind, um einen bestimmten Punkt zu klären. Aber letztlich ist es Sache des Richters, den Fall zugunsten einer der beiden Parteien zu entscheiden. Die sich gegenüberstehenden Anwälte, die ihre Argumente vorbringen, sind beide rechtmäßig eingesetzt und echt, und die Entscheidung wird nach dem Argument getroffen, welches für den Fall seine Anwendung findet.
Aufgrund der Autorität der śāstras sagt Śrī Caitanya Mahāprabhu, daß das Singen der heiligen Namen des Herrn der einzige Weg ist, um transzendentale Erkenntnis zu erlangen, und wir können selbst sehen, daß es tatsächlich so ist. Jeder einzelne unserer Schüler, die sich ernsthaft diesem Weg gewidmet haben, kann individuell untersucht werden, und jeder unparteiische Richter wird sofort erkennen können, daß sie in ihrer transzendentalen Erkenntnis weiter vorangekommen sind als alle Philosophen, Theologen, yogis, karmīs, usw.
Wir müssen alles akzeptieren, was den jeweiligen Umständen dient. Wenn wir, je nach den Umständen, andere Methoden ablehnen, dann bedeutet das nicht, daß sie nicht ihre Gültigkeit haben. Gegenwärtig aber, in Anbetracht des Zeitalters, der Zeit und des Zieles, werden viele Methoden manchmal abgelehnt, obwohl sie ihre Gültigkeit haben. Wir können alles anhand der praktischen Auswirkung prüfen. Sobald wir das tun, können wir erkennen, daß in diesem Zeitalter das Chanten des Hare Kṛṣṇa mahā-mantra zweifellos von größter Wirkung ist."
Weitere Artikel:
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JAPA MALA - Das Chanten von Hare-Kṛṣṇa
George Harrison: "Hare-Kṛṣṇa-Mantra - Es gibt nichts Höheres"
Download MP3 Audio 'On Chanting the Hare Krishna Mantra' (mp3)
Download RealAudio 'On Chanting the Hare Krishna Mantra' (rm)
Srila Prabhupada chanting: Hare Krishna Kirtan (mp3)
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